Selfmade-Milliardärin, Gesundheitsvisionärin, Technologiegöttin – als Journalisten Loblieder auf Elizabeth Holmes anstimmten, sang einer nicht mit: John Carreyrou. Ihm ist es zu verdanken, dass Holmes heute nicht länger als Vorbild für weibliche Führungskräfte, sondern als abschreckendes Beispiel für Auswüchse der Start-up-Kultur dasteht. Wo der Schein wichtiger ist als das Sein, kann man es mit Lug und Trug weit bringen. Das spannende Buch ist ein unmissverständlicher Aufruf an Gründer, hochfliegende Ambitionen mit einem ehrlichen, bescheidenen Selbstverständnis zu erden.
Elizabeth Holmes wurde als erste weibliche Silicon-Valley-Ikone in den Medien gehypt.
Das Silicon Valley kennt viele Selfmade-Milliardäre, nur keine weiblichen – bis Elizabeth Holmes kam. Früh nannte die fleißige Schülerin als Berufsziel: „Milliardärin“. Zum Höhepunkt des Hypes um ihre Firma war ihr Aktienpaket fast 5 Milliarden Dollar wert. Dieser Hype setzte 2014 nach einer Magazinstory in Fortune mit Holmes auf dem Cover ein. Endlich hatte es eine Frau in der männlich dominierten Tech-Branche nach oben geschafft! Holmes reiste fortan im Privatjet, hatte eine Leibwache und ließ ihr Büro wie das Oval Office einrichten. Time zählte sie zu den 100 einflussreichsten Personen der Welt. Sie war vernetzt mit den Obamas und den Clintons und mit Vizepräsident Joe Biden.
Die Gründerin war eine charismatische Figur. Nüchtern betrachtet war sie jedoch eine Studienabbrecherin, die nur ein Jahr Chemieingenieurwesen geschafft hatte. Nachdem sie im Praktikum Blutproben und Nasenabstriche kennengelernt und als zu umständlich empfunden hatte, gründete sie 2003 in Palo Alto die Firma Real-Time Cures, bald umbenannt in Theranos (eine...
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