Finanzmärkte sind schwer zu durchschauen. Das geht nicht nur Laien so, sondern auch Experten. Jochen Felsenheimer unternimmt dennoch den Versuch, die Veränderungen der vergangenen 20 Jahre für ein breiteres Publikum zu analysieren und in einen großen Zusammenhang zu stellen. Eingängig und nachvollziehbar sind seine Argumente, das klassische Kapitalmarktmodell für gescheitert zu erklären. Auch der kritische Blick auf den ETF-Boom ist erhellend. Seine Empfehlungen, welche Anlagestrategien an die Stelle der Portfoliotheorie treten könnten, richten sich gleichwohl vor allem an Finanzmarktexperten.
Die Portfoliotheorie des klassischen Kapitalmarktmodells hat ausgedient.
Die Finanzmärkte befinden sich seit der Jahrtausendwende in einem radikalen Umbruch. Investmentstrategien, Anlagemodelle, Kennziffern: Was einst als richtig galt, wird immer mehr infrage gestellt. Starke äußere Einflüsse, vor allem Krisen, wirken auf den Kapitalmarkt. Die entstehenden Ungewissheiten lassen sich – anders als bekannte Risiken – nicht einpreisen. Es bilden sich keine Gleichgewichtspreise wie in der Theorie, sondern Preisanomalien. Die Investorenregeln der Vergangenheit führen in diesem Umfeld nicht zu den Ergebnissen von früher. Die Antwort besteht in einer revolutionären Veränderung: im Abschied vom klassischen Kapitalmarktmodell.
Das betrifft vor allem die Portfoliotheorie. In den 1950er-Jahren von Harry Markowitz entwickelt, beeinflusste sie die Finanzbranche enorm. Sie lieferte Berechnungsmethoden für den Aufbau effizienter Portfolios. Gemäß den Annahmen des Modells verfügen Investoren über sämtliche Informationen. Der Markt funktioniert einwandfrei, niemand hat Marktmacht. Anhand historischer Kurszeitreihen stellt sich der Anleger unter Abwägung von Renditen...
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