Artikel-Überschriften wie „Grünen-Wähler fahren gerne SUV“ sind beliebt. Allerdings basieren sie oft auf unzureichenden Studien und Umfragen oder falsch interpretierten Zahlen. Die Autoren dieses Buches vermitteln statistische Grundlagen und öffnen den Blick für solche Fallen – und das extrem gut. Dabei ist das Buch keinesfalls trocken, sondern, im Gegenteil, ein richtiger Schmöker und regt zum Mitdenken ein. Es sensibilisiert dafür, Zahlen stärker zu hinterfragen. Eine Fähigkeit, die in Zeiten kurzer Aufmerksamkeitsspannen und allgegenwärtiger Fake News wichtiger ist denn je.
Es mangelt in Deutschland an statistischem Wissen, daher fallen wir immer wieder auf fehlerhafte Statistiken herein.
Statistiken verstehen und richtig interpretieren – das fällt den meisten Menschen schwer. Artikel mit Überschriften wie „Grünen-Wähler fahren gerne SUV“ oder „Jede Stunde Joggen schenkt dir sieben Stunden Lebenszeit“ werden gern gelesen. Sie basieren aber oft auf Umfragen oder Studien, die wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen. Oder sie werden von Journalisten falsch interpretiert. Erkennen kann das kaum jemand.
Es herrscht ein Analphabetismus im Umgang mit Zahlen, Wahrscheinlichkeiten und Risiken. Dabei sind Statistiken enorm wichtig, in der Medizin natürlich, aber auch als Grundlage für politische Entscheidungen. Die Folge dieser Zahlenblindheit ist zum Beispiel, dass Krebs-Screenings unkritisch empfohlen werden. Medizinische Tests werden falsch eingeschätzt. Und der „Equal Pay Day“ wird am falschen Tag gefeiert. Es ist höchste Zeit, einige Grundlagen des statistischen Denkens zu erlernen.
Nur weil Daten miteinander korrelieren, heißt das noch lange nicht, dass eine Kausalität vorliegt...
Thomas Bauer ist Professor für empirische Wirtschaftsforschung, Gerd Gigerenzer Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz der Universität Potsdam. Walter Krämer ist emeritierter Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik und Katharina Schüller Geschäftsführerin und Gründerin der Statistikberatung Stat-up.
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vielen Dank für Ihren Hinweis. Die Formulierung «in der Folge» beinhaltet in der Tat keinen zeitlichen Rahmen und ist damit ungenau. Im Buch befindet sich eine Grafik von Gerd Gigerenzer, die die Anzahl der Todesopfer im amerikanischen Strassenverkehr in den Monaten vor und nach dem Attentat als Abweichung vom Durchschnitt der Jahre 1996 bis 2000 zeigt. Darin ist ersichtlich, dass es vor dem Attentat keine Auffälligkeiten gab, die Todeszahlen danach allerdings ein Jahr lang über dem Durchschnitt lagen. Erst dann fielen die Zahlen wieder zurück auf den Stand vor dem Attentat. In dieser Zeit sind Schätzungen zufolge 1600 Verkehrsteilnehmer mehr gestorben, als ohne Terroranschlag zu erwarten gewesen wäre. Diese Zahlen sind nachzulesen in Gerd Gigerenzers Buch «Risiko» von 2013. Um aber künftige Missverständnisse zu vermeiden, passen wir die Stelle im Abstract an. Vielen Dank!
Freundliche Grüße
Belén Haefely aus der Redaktion