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Heinrich von Ofterdingen
Buch

Heinrich von Ofterdingen

Berlin, 1802
Diese Ausgabe: Reclam, 2010 plus...

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Literatur­klassiker

  • Entwicklungsroman
  • Romantik

Worum es geht

Die Reise zu sich selbst

Viel „Ach“ und „Oh“, zarte Liebesschwüre und heiße Tränen, finstere Wälder und sprudelnde Quellen, schroffe Felsen und düstere Schlösser, goldene Strahlen und funkelnde Steine – und natürlich die blaue Blume, Symbol der Romantik schlechthin. In seinem 1802 erschienenen Roman lässt Novalis nichts aus: Er fährt die ganze Palette an romantischen Accessoires auf und bewegt sich für den heutigen Geschmack dabei mitunter hart am Rande des Kitsches. Die Geschichte um den jungen Heinrich, der auf einer Reise nach Augsburg seine eigentliche Bestimmung zum Dichter und Propheten einer neuen Welt erkennt, ist ein Klassiker der deutschen Romantik und wurde zur Inspiration für Generationen von Dichtern. Lange vor der Erfindung des magischen Realismus lässt Novalis Steine und Bäume sprechen. Traum und Wirklichkeit, reale und surreale Phänomene fließen ineinander, und die durch die Aufklärung rationalisierte Welt erhält ihren Zauber zurück. Wem das alles zu versponnen und esoterisch klingt, der mag sich an die tiefere, ewig gültige Botschaft dieses Romans halten: Folge deinen Anlagen, erkenne deine Bestimmung und werde, der du bist.

Zusammenfassung

Die Macht der Träume

Der Tag ist längst angebrochen, doch Heinrich von Ofterdingen liegt nach einer unruhigen Nacht im Bett und gibt sich seinen Fantasien hin. Er hat von unbekannten Gegenden und wilden Tieren geträumt, von Krieg und Liebe, von einer wunderbaren Landschaft und einer blauen Blume, die ihn magisch anzog. Heinrich misst Träumen im Allgemeinen – und besonders diesem – eine große Bedeutung zu: Er sieht in ihnen schicksalhafte Prophezeiungen. Seine Mutter zeigt Verständnis für Heinrichs Schwärmerei, und auch der Vater, ein Schuster, der Träume eigentlich für reine Hirngespinste hält, gibt zu, in seiner Jugend einmal an deren Macht geglaubt zu haben. Auch er träumte einst von einer blauen Blume – und fand bald darauf zu seiner geliebten Frau, Heinrichs Mutter.

Die Weisheit der Dichter und der Bergleute

Um den ungewohnt stillen, nachdenklichen Heinrich auf andere Gedanken zu bringen, tritt die Mutter mit ihm eine Reise in ihre Heimatstadt Augsburg an. Das leichte und ungezwungene Leben in Schwaben, die freundlichen Menschen, die schönen Mädchen dort werden ihm guttun, meint sie. Der 20-Jährige, der...

Über den Autor

Novalis, eigentlich Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg, wird am 2. Mai 1772 in der kursächsischen Grafschaft Mansfeld als zweites von elf Kindern einer alten Adelsfamilie geboren. Sein streng pietistischer Vater erzieht die Kinder mit asketischer Härte, umso inniger ist dafür das Verhältnis zur Mutter. Im Alter von acht Jahren erkrankt der stets schwächliche „Fritz“ lebensgefährlich an der Ruhr und muss sich langwierigen Behandlungen unterziehen. Nach Unterrichtung durch Hauslehrer und dem Besuch des Gymnasiums in Eisleben nimmt er auf Wunsch des Vaters 1790 ein Jurastudium in Jena auf, wo er auch die historischen Vorlesungen des von ihm verehrten Friedrich Schiller hört. 1794 schließt er sein in Wittenberg und Leipzig fortgeführtes Studium mit Bestnoten ab und wird im thüringischen Tennstedt zum Verwaltungsbeamten ausgebildet. Hier lernt er die zwölfjährige Sophie von Kühn kennen, mit der er sich 1795 heimlich verlobt. Aufgrund seiner Tätigkeit beim Salinenamt im sächsischen Weißenfels beschäftigt sich Hardenberg intensiv mit den Naturwissenschaften, insbesondere mit der Geologie. 1797 studiert er an der renommierten Bergakademie in Freiberg Bergbau und macht später eine steile Karriere als Salineningenieur. Zugleich beginnt er unter dem Pseudonym Novalis – dem Namen eines Zweigs seiner Vorfahren – literarische und philosophische Texte zu schreiben, darunter den 1826 posthum erschienenen Aufsatz Die Christenheit oder Europa und die Hymnen an die Nacht (1800). Nach Sophies frühem Tod verlobt er sich 1798 mit der mittellosen Julie von Charpentier. 1799 schließt er Freundschaft mit Ludwig Tieck und nimmt im November an dem berühmt gewordenen viertägigen Jenaer Romantikertreffen teil, auf dem er vor begeistertem Publikum seine Gedichte vorträgt. An Tuberkulose erkrankt, beschließt er im Sommer 1800, Julie zu heiraten. Dazu kommt es jedoch nicht mehr: Sein Zustand verschlechtert sich unaufhaltsam. Am 25. März 1801 stirbt Novalis nicht einmal 30-jährig in Weißenfels.


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