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Montauk
Buch

Montauk

Eine Erzählung

Frankfurt am Main, 1975
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1975 Mehr

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Literatur­klassiker


Worum es geht

Ein Leben als Mann

Bei einer Promotionstour in den USA verliebt sich der alternde Max Frisch in eine junge Verlagsangestellte und verbringt einige Tage mit ihr. Diese Zeit wird für ihn zum Anlass, eine schonungslose Bestandsaufnahme seines Lebens zu machen. Er denkt an seine Fehler, vor allem an seine gescheiterten Beziehungen zu den Frauen, die er liebte, auch an mehrere Abtreibungen, die er mitzuverantworten hatte. Er erinnert sich an eine prägende Freundschaft aus seiner Jugend- und Studienzeit, die für ihn und seinen Freund letztlich eher negative Auswirkungen hatte. Er denkt aber auch daran zurück, wie er als Schriftsteller endlich Erfolg hatte und sein Architekturbüro aufgeben konnte, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Und schließlich bringt ihn die kurze Zeit der Liebe mit der Verlagsangestellten dazu, schonungslos sein „Leben als Mann“ zu analysieren. Das Buch ist die offene Lebensbilanz eines beruflich sehr erfolgreichen, aber in Liebesdingen oft versagenden Schriftstellers. Ein spätes Meisterwerk, verfasst in einem unerhört vielschichtigen Stil, der allein es lesenswert macht.

Zusammenfassung

Der alternde Schriftsteller und die junge Verlagsangestellte

Kurz vor seinem 63. Geburtstag, im Mai 1974, trifft der bekannte Schriftsteller Max bei einer US-Promotionstour für seine Werke die junge, geschiedene Verlagsangestellte Lynn, die ihm als Begleiterin für die diversen Veranstaltungen zugeteilt wurde. Die beiden kommen sich auch menschlich näher, und nach einer gemeinsamen Liebesnacht beschließen sie, am Wochenende vor Max’ Rückflug nach Europa einen Ausflug nach Montauk zu machen, der nördlichen Spitze von Long Island. Dort gehen sie am Strand spazieren, spielen Pingpong, und Lynn befragt Max ausführlich zu seiner Vergangenheit.

Der Fluch der Rachegöttinnen

Max’ Streifzüge durch New York erinnern ihn an die Zeit, die er früher hier verbracht hat. Der Rückblick führt ihm seine Angst vor der Eintönigkeit vor Augen, die Angst vor einem Leben, das von Wiederholungen geprägt ist – vor allem aber wird ihm das bewusst, was er mittlerweile als sein „häusliches Versagen“ empfindet. Er beginnt über sein Leben nachzudenken, insbesondere über sein „Leben als Mann“.

Manchmal fühlte er sich wie von den Erinnyen, den griechischen Rachegöttinnen...

Über den Autor

Max Frisch wird am 15. Mai 1911 als Sohn eines Architekten in Zürich geboren. Nach dem Gymnasium beginnt er ein Germanistikstudium, bricht es 1934 ab, arbeitet als freier Journalist, u. a. als Sportreporter in Prag, und verfasst Reiseberichte. Er ist vier Jahre mit einer jüdischen Kommilitonin liiert, die er heiraten will, um sie vor Verfolgung zu schützen, sie lehnt jedoch ab. Ab 1936 studiert er in Zürich Architektur, 1940 macht er sein Diplom. Ein Jahr später gründet er ein Architekturbüro und arbeitet gleichzeitig als Schriftsteller. Er heiratet 1942 seine ehemalige Studienkollegin Gertrud (Trudy) Constance von Meyenburg, mit der er drei Kinder hat. 1951 hält sich Frisch für ein Jahr in den USA und in Mexiko auf. 1954 erscheint sein erster Roman: Stiller. Das Buch ist so erfolgreich, dass Frisch sich nun ganz der Schriftstellerei widmen kann. 1955 löst er sein Architekturbüro auf und bereist die USA, Mexiko, Kuba und Arabien. 1958 erhält er den Georg-Büchner-Preis und den Literaturpreis der Stadt Zürich, ein Jahr später wird seine erste Ehe geschieden. 1960 zieht Frisch nach Rom, wo er fünf Jahre lang mit der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann zusammenlebt – und die 23-jährige Studentin Marianne Oellers kennen lernt. 1961 wird das Theaterstück Andorra uraufgeführt, ein Gleichnis über die fatale Wirkung von Vorurteilen. 1964 erscheint der Roman Mein Name sei Gantenbein. Im Folgejahr übersiedelt Frisch zurück ins Tessin in die Schweiz. 1966 und 1968 unternimmt er größere Reisen in die UdSSR, 1970 folgt wieder ein längerer USA-Aufenthalt. Inzwischen hat er Marianne Oellers, mit der er jahrelang zusammengelebt hat, geheiratet. 1975 veröffentlicht Frisch die autobiografisch gefärbte Erzählung Montauk. Schweizkritische Schriften wie Wilhelm Tell für die Schule (1971) führen in seiner Heimat zu Widerspruch, in Deutschland findet er mehr Anerkennung. 1976 erhält er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Max Frisch stirbt am 4. April 1991 in Zürich an Krebs.


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