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Ansichten eines Clowns
Buch

Ansichten eines Clowns

Köln, 1963
Diese Ausgabe: KiWi, 2011 mais...

Literatur­klassiker

  • Liebesroman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Ein Clown rechnet ab

Der Clown Hans Schnier ist nicht besonders lustig: Für jedes Problem in seinem Leben findet er den Schuldigen – und das ist niemals er selbst. Heinrich Böll hat mit ihm eine Figur geschaffen, die sich gegen ihre Umgebung wendet und dieser eine Menge böser Absichten unterstellt. In manchen Fällen scheint diese Unterstellung zuzutreffen, in anderen wirkt sie mutwillig. Was Schnier bleibt, sind Wut und Resignation: Wut auf die Umstände, die sein Leben zerstört haben; Resignation angesichts der scheinbaren Übermacht seiner Gegner. Bei aller Leidenschaftlichkeit findet sich in seinen Anklagen doch ein wahrer Kern: Sie zeichnen ein facettenreiches Bild einer Zeit, in der strenge Moralvorstellungen und der „katholische Klüngel“ das gesellschaftliche wie das private Leben entscheidend mitbestimmten. Bölls Kritik an der Vermischung von persönlichem Glauben und Politik ist in einer Zeit, in der christliche Werte als Gegenbild zur islamistischen Bedrohung bemüht werden, in der über Kopftücher und Kruzifixe gestritten wird und der Papst seinen Einfluss in der Weltpolitik geltend macht, genauso aktuell wie vor 50 Jahren.

Take-aways

  • Ansichten eines Clowns ist einer von Heinrich Bölls bekanntesten Romanen.
  • Das Buch löste eine heftige Kontroverse um die Macht der katholischen Kirche in Deutschland aus.
  • Inhalt: Der Clown Hans Schnier wurde von seiner großen Liebe Marie verlassen und verbringt nun dreieinhalb Stunden in seiner Wohnung in Bonn, während derer er mit Verwandten, Freunden und Bekannten telefoniert und auf sein bisheriges Leben zurückblickt. Schnier ist wütend und zutiefst verbittert: Er beschuldigt das katholische Umfeld Maries, ihre Beziehung zerstört zu haben.

Über den Autor

Heinrich Böll wird am 21. Dezember 1917 in Köln geboren, wo er erst die katholische Volksschule und anschließend das staatliche Gymnasium besucht. Er beginnt eine Ausbildung zum Buchhändler, wird dann jedoch für ein Jahr zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Kurz nach Aufnahme eines Studiums der Germanistik und der klassischen Philologie wird er 1939 in die Wehrmacht einberufen. Im Krieg wird er mehrfach verwundet. Ab 1944 manipuliert Böll seine Krankheits- und Urlaubsscheine, um nicht mehr an die Front zu müssen. 1945 gerät er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung nimmt er die literarische Arbeit wieder auf und kann 1947 eine erste Erzählung im Rheinischen Merkur veröffentlichen. Buchpublikationen und Rundfunksendungen folgen. In vielen Texten setzt sich Böll mit der NS-Vergangenheit und den gesellschaftlichen Verhältnissen im Deutschland der Nachkriegszeit auseinander. 1951 erhält er den Literaturpreis der Gruppe 47. Bölls kritische Haltung gegenüber der katholischen Kirche in Deutschland schlägt sich in seinem Roman Ansichten eines Clowns nieder, der 1963 erscheint. Ab 1964 hält Böll Vorlesungen an der Goethe-Universität Frankfurt, 1971 wird er zum Vorsitzenden des P.E.N.-Clubs, der internationalen Schriftstellervereinigung, gewählt. 1972, nachdem im Spiegel sein Artikel Will Ulrike Gnade oder freies Geleit? publiziert wurde, in dem er sich für einen fairen Prozess für Ulrike Meinhof einsetzte, wird Böll als RAF-freundlicher „Ziehvater des Terrorismus“ öffentlich verunglimpft. Im gleichen Jahr erhält er den Literaturnobelpreis. 1974 erscheint sein Roman Die verlorene Ehre der Katharina Blum, eines seiner bekanntesten Werke. 1976 tritt er aus der katholischen Kirche aus. In den folgenden Jahren engagiert er sich in der Friedensbewegung. Heinrich Böll stirbt am 16. Juli 1985 in seinem Haus in Langenbroich. An seiner Beerdigung nehmen viele Prominente teil, unter anderem der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker.


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