In den 1960er-Jahren verdienten US-Vorstandschefs im Schnitt 20-mal mehr als ihre Mitarbeiter. Heute streichen sie 277-mal so viel ein. Und das reichste Prozent der Menschheit besitzt heute die Hälfte aller Vermögen. Diese wachsen in den Himmel, wenn Kapital mehr einbringt als Arbeit. Für Thomas Piketty hört hier der Spaß auf. Sein Vorschlag einer globalen progressiven Kapitalsteuer wird zwar von vielen als utopisch belächelt. Doch wie lange noch? getAbstract legt dieses verständlich geschriebene Monumentalwerk allen ans Herz, die wissen möchten, wo die Milliarden im 21. Jahrhundert stecken.
Die Illusion eines natürlichen Ungleichgewichts
Die Frage nach der Vermögenskonzentration ist für viele eine Glaubensfrage: Nimmt sie nun kontinuierlich zu, nimmt sie ab, oder strebt sie einem natürlichen Gleichgewicht zu? Letzteres behauptete der amerikanische Ökonom Simon Kuznet in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Die von ihm entwickelte „Kuznet-Kurve“ sollte beweisen, dass sich eine durch die Industrialisierung hervorgerufene Ungleichheit zwischen den Nationen auf lange Sicht ausgleichen würde. Doch er hatte sich zu früh gefreut: Seit den 1970er-Jahren zeigt die Kurve wieder in die entgegengesetzte Richtung. In den USA etwa hat die Konzentration der Vermögen wieder ein Niveau erreicht, das zuletzt in Europa um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert beobachtet wurde.
Die Weltwirtschaft wächst gegenwärtig mit einer Pro-Kopf-Rate von etwa 2 Prozent. Das ist im historischen Vergleich ein phänomenal hoher Wert: Bis zum Beginn der industriellen Revolution lagen die Wachstumsraten zwischen unter 0,1 Prozent und 0,2 Prozent, und es deutet einiges darauf hin, dass die vergangenen drei Jahrhunderte ein Ausreißer waren. Das weltweite Wachstum wird voraussichtlich den Verlauf...
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