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Flegeljahre
Buch

Flegeljahre

Eine Biographie

Tübingen, 1804/05
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2008 mais...

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Romantik

Worum es geht

Ein Antientwicklungsroman

Flegeljahre, heute für viele Jean Pauls wichtigstes Buch, sorgte bei seinem Erscheinen 1804/05 für Befremden: Ein Held, begleitet von seinem ungleichen Zwillingsbruder, wird nach einer unerwarteten Testamentsverlesung durch einen Aufgabenparcours geschickt, eine Art Schule des Lebens. Der Roman ist zwar als Entwicklungsroman angelegt, verzichtet aber auf eine Entwicklung des Helden. Er verliert sogar den Testaments-Plot zwischenzeitlich aus den Augen und bricht schließlich ab, nachdem höchstens ein Drittel des Parcours bewältigt ist. Heute liest sich der Text gerade wegen der ausbleibenden Abrundung aufregend modern. Die beiden Brüder, der eine träumerisch-naiv, der andere ironisch und verschlagen, nähern sich einander nicht an: Sie entsprechen den beiden unversöhnlichen Polen von Jean Paul selbst. Keine der beiden Figuren gelangt allein zu einer Ganzheit; eine solche ist nur möglich in dem Doppelroman, den sie zusammen schreiben. Da dieser sich an vielen Stellen mit den Flegeljahren überschneidet und Jean Paul zudem als Figur auftaucht, weiß man oft nicht, wo die Realität aufhört und die Fiktion anfängt. Mit seinem Witz, seiner hohen Dichte an Sprachspielen und seiner großen Genauigkeit im Schildern von Gesellschaftsszenen ist der Klassiker auch heute noch eine vergnügliche Lektüre.

Take-aways

  • Flegeljahre ist der Roman Jean Pauls, in dem er sich selbst am besten ausgedrückt fand und der heute als einer seiner wichtigsten gilt.
  • Inhalt: Der schwärmerische Jüngling Walt soll ein bedeutendes Vermögen erben, allerdings erst, wenn er verschiedene Aufgaben erfüllt hat. Sein verschollener Zwillingsbruder Vult taucht auf, um ihm dabei zu helfen und um gemeinsam mit ihm einen Roman zu schreiben. Als sich beide in dieselbe Frau verlieben, gewinnt Vult diese für Walt und verschwindet wieder.
  • Der Roman blieb Fragment, das Ende ist lediglich ein provisorisches: Walt hat erst zwei der neun Aufgaben abgeschlossen und zwei weitere begonnen.

Über den Autor

Jean Paul (so der Künstlername von Johann Paul Friedrich Richter) wird am 21. März 1763 im fränkischen Wunsiedel als Sohn eines protestantischen Dorfpfarrers geboren. Mit 16 Jahren kommt der wissbegierige Junge, der alles liest, was er in die Hände bekommt, auf das Gymnasium in Hof. Der Tod des Vaters im gleichen Jahr stürzt die Familie in schwere Not. Um Johann und seine vier jüngeren Brüder ernähren zu können, arbeitet die Mutter als Spinnerin. Das Studium der Theologie in Leipzig, das er 1781 aufnimmt, kann er kaum finanzieren. Der hochgebildete Autodidakt, der nebenbei Vorlesungen der Philosophie und Mathematik besucht, wird auch von Heimweh bedrängt. Seine durch die Armut entstandene Außenseiterrolle betont er selbstbewusst mit auffallender Kleidung und offenem Haar. Strebsam verfolgt er das Ziel, allein vom Schreiben leben zu können. Zunächst aber muss er sich sein Brot mit einer Anstellung als Hauslehrer verdienen, die er nach seiner Rückkehr zur Mutter 1786 antritt. In der bayerischen Provinz, wo er in beengten Verhältnissen lebt, entwickelt der begeisterte Pädagoge seine eigenen Lehrmethoden. Nebenbei verfasst Jean Paul satirische Schriften und seinen ersten Roman Die unsichtbare Loge (1793), der seinen Ruhm als Schriftsteller begründet. Hier verwendet er auch zum ersten Mal seinen Künstlernamen, in Anlehnung an Jean-Jacques Rousseau, für den er eine große Bewunderung hegt. Es folgt der Roman Hesperus (1795). Dieser wird begeistert aufgenommen und verkauft sich gut. Mit 38 Jahren heiratet Jean Paul – der sich zwar mehrmals verlobt hat und viele Liebesbriefwechsel pflegt, aber wohl noch keusch ist – Karoline Mayer. Nach den Misserfolgen mit Titan (1803) und Flegeljahre (1804/05) siedelt er mit seiner Frau und den zwei Kindern nach Bayreuth. Dort wird ein drittes Kind geboren. Er zieht sich von der Familie zurück, reist viel, arbeitet wie besessen und wirkt – aufgedunsen durch seinen maßlosen Bierkonsum – älter, als er eigentlich ist. Den Tod seines Sohnes Max, von dem er erwartete, er werde in seine Fußstapfen treten, verwindet er nicht. Vier Jahre später stirbt Jean Paul – inzwischen fast erblindet – am 14. November 1825 in Bayreuth.


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