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Über die ästhetische Erziehung des Menschen
Buch

Über die ästhetische Erziehung des Menschen

in einer Reihe von Briefen

Tübingen, 1755
Diese Ausgabe: Reclam, 2000 mais...

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Weimarer Klassik

Worum es geht

Erziehung durch Kunst

Fünf Jahre nach der Französischen Revolution wurde Friedrich Schiller zum Ehrenbürger der Französischen Republik ernannt. Die Ehrerbietung gegenüber dem deutschen Dichter, der mit seinen Räubern bereits gezeigt hatte, dass er den Begriff der Freiheit hochhielt, ging allerdings gründlich nach hinten los. Der Rechtschreibfehler im Namen – die Urkunde ging an einen „Monsieur Gille“ – war noch der kleinste Fauxpas. Schwerer wog, dass Schiller, anfänglich begeistert von der Revolution, mittlerweile angewidert nach Paris blickte, wo die Guillotinen im Akkord fielen. In seinen Augen war die Revolution entartet und hatte die Despotie des Adels bloß durch die Despotie des dritten Standes ersetzt. Warum nur musste etwas, was so gut begonnen hatte, in einem solchen Desaster münden? Schiller schrieb sich seinen Erklärungsversuch in den Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen vom Herzen. Das Grundübel lag seiner Meinung nach im Ungleichgewicht zweier widerstrebender Kräfte im Menschen, der deshalb zu Extremen neige. Zum Glück glaubt Schiller ein Allheilmittel zu kennen: die Kunst! So naiv dieser Lösungsvorschlag heute klingen mag, so scharf bleibt Schillers Gesellschaftsanalyse.

Zusammenfassung

Naturstaat und Vernunftstaat

Auf der politischen Bühne wird derzeit über das Schicksal der Menschheit entschieden. Schönheit spielt dabei kaum eine Rolle. Sie wird als nicht nützlich betrachtet – und die Gegenwart huldigt nur Dingen, die nützlich sind. Man gelangt jedoch nur über die Schönheit zur Freiheit. Sie ist entscheidend für die politisch-moralische Bildung des Menschen.

Zunächst schlummert der Mensch in einem Staat, den er sich aus der schieren Not gebildet hat. Der Notstaat oder Naturstaat gehört also zu den Bedingungen des menschlichen Zusammenlebens. Dieser von natürlichen Zwängen geprägte Staat kann dem moralisch veranlagten Menschen aber nicht genügen. Genauso wie er den reinen physischen Vorgang der Liebe durch Sittlichkeit veredelt, weil er ihm als solcher nicht genügt, tut er dies auch mit dem Staat. Was er anstrebt, ist ein Vernunftstaat. Das ist ein schwieriges Unterfangen: Der Staat kann nicht in Ruhe veredelt werden, sondern ist wie ein Uhrwerk, das bearbeitet werden soll, während es weiterläuft. Wenn dem Naturmenschen der faktische Naturstaat unter den Füßen weggezogen wird – mit der Verheißung eines rein theoretischen Vernunftstaates –, sorgt ...

Über den Autor

Friedrich Schiller wird am 10. November 1759 in Marbach am Neckar als Sohn eines Offiziers geboren. Auf Befehl des württembergischen Landesherrn Karl Eugen wird er in dessen Eliteschule in Stuttgart aufgenommen. Schiller behagt der militärische Drill im Internat überhaupt nicht, wenngleich die Lehrkräfte und die Ausbildung hervorragend sind. Er studiert zunächst Jura und dann Medizin. Viel stärker lockt den jungen Mann aber die Schriftstellerei. Mehr oder weniger heimlich schreibt er sein erstes Drama Die Räuber, das 1782 in Mannheim uraufgeführt wird. Als er gegen den Willen Karl Eugens die Landesgrenzen überschreitet, wird er mit Haft und Schreibverbot bestraft. Schiller entzieht sich dem Zwang durch neuerliche Flucht und setzt seine schriftstellerische Arbeit fort. Die frühen Dramen erscheinen: Die Verschwörung des Fiesko zu Genua (1783) und Kabale und Liebe (1784). Unter ständiger Geldnot leidend, zieht er 1785 zu seinem Freund und Gönner Christian Gottfried Körner nach Sachsen, wo er u. a. die durch Beethovens Vertonung bekannt gewordene Ode An die Freude sowie den Dom Karlos (1787) schreibt. Aufgrund seiner viel beachteten Studie Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande schlägt Goethe ihn 1788 für den Lehrstuhl für Geschichte in Jena vor. Hier verfasst Schiller seine ästhetischen und historischen Schriften und heiratet 1790 Charlotte von Lengefeld. Nach seinem Umzug nach Weimar im Jahr 1799 schließt Schiller Freundschaft mit Goethe. Daraus ergibt sich eine der fruchtbarsten Dichterbekanntschaften aller Zeiten: In der Nähe Goethes beendet Schiller sein erstes klassisches Geschichtsdrama, die Wallenstein-Trilogie. Es folgen Maria Stuart und Die Jungfrau von Orleans (beide 1801), Die Braut von Messina (1803) und Wilhelm Tell (1804), aber auch ein umfangreiches lyrisches Werk. 1802 erhält er den Adelstitel. Seine schlechte körperliche Konstitution zwingt ihn immer wieder aufs Krankenlager. Am 9. Mai 1805 stirbt Schiller in Weimar.


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