Mit der Digitalisierung verändert sich unser Vertrauen grundlegend. Wir vertrauen Fremden, mit denen wir über Plattformen und Netzwerke in Kontakt treten. Aus Bequemlichkeit vertrauen wir zunehmend sogar Maschinen und Algorithmen. Hier sollten wir allerdings vorsichtig sein, meint die Vertrauensforscherin Rachel Botsman. Jeder bleibt für sein Handeln verantwortlich – und sollte gründlich überdenken, wem er sein Vertrauen schenkt.
Bislang vertrauten wir Institutionen und Menschen, die wir kennen. Das ändert sich.
Aktuell ist oft von einer Vertrauenskrise die Rede. Vertrauen in Institutionen wie Regierungen, Banken, Medien und religiöse Organisationen sei auf einem Allzeittief, heißt es. Doch tatsächlich gibt es viel Vertrauen – es fließt nur in eine andere Richtung.
Ursprünglich herrschte Vertrauen nur auf lokaler Ebene – unter Verwandten, Freunden und Nachbarn, die einander kannten und einen gewissen Ruf hatten. Mit der aufkommenden Urbanisierung und dem internationalen Handel genügte diese Art von Vertrauen nicht mehr. Eine zweite Art von Vertrauen entstand: institutionelles Vertrauen. Wir schufen Mechanismen zur Absicherung vor Risiken. Plötzlich gab es Vermittler und Unternehmensmarken. Wir vertrauten Institutionen. Diese folgen dem Gedanken, dass Vertrauen gemanagt werden kann. Sie sind hierarchisch organisiert, geschlossen, bürokratisch, undurchsichtig und zentralisiert.
Heute fließt verteiltes Vertrauen zwischen einander Unbekannten über Netzwerke und ...
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