Dem Schwarzen Schwan auf der Spur
Extremsituationen prognostizieren und von ihnen profitieren
Rezension
Nassim Taleb hat die Trauerschwäne berühmt gemacht. Kenneth Posner seziert die Vögel nun bis auf die Knochen: Warum bleiben schwarze Schwäne so lange unsichtbar, bis sie ganze Unternehmen oder gar Finanzsysteme in den Abgrund reißen? Was hindert Analysten und Wirtschaftsexperten daran, dort zu forschen, wo der Lichtkegel ihrer Taschenlampen nicht hinfällt? Anstatt dem kollektiven Wahnsinn mit Starrsinn oder Statistik zu begegnen, rät der Autor, die in volatilen Zeiten nahenden Schwäne intuitiv am Geräusch ihres Flügelschlags zu erkennen. Enttäuscht wird, wer eine fundamentale Systemkritik von ihm erwartet: Als ehemaliger Staranalyst bei Morgan Stanley hat Posner kein Problem mit manisch-depressiven Finanzmärkten, und von verschärfter Regulierung hält er gar nichts. Schließlich, so betont er am Ende, seien schwarze Schwäne nicht unbedingt ein Grund zur Trauer – man kann sich auf ihren Schwingen auch zum Spekulationserfolg tragen lassen. Unbedingt traurig ist dagegen das nachlässige Lektorat der deutschen Übersetzung, das selbst inhaltliche Fehler wie vertauschte Jahreszahlen übersah. getAbstract empfiehlt das Buch Investoren und Analysten, die beim nächsten Schwan-Ereignis lieber eine Party feiern als ihr Geld zu Grabe tragen möchten.
Zusammenfassung
Über den Autor
Kenneth A. Posner war viele Jahre als Senior Analyst und Managing Director bei Morgan Stanley tätig, wo er vor allem Aktien aus dem Finanzsektor bewertete. Seit 2009 arbeitet er für die Investmentfirma North American Financial Holdings.
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Posner rät auch dazu, sich mit (kostenpflichtigen) Investment-Informationen einzudecken, warnt dabei aber gleichzeitig vor einem "Informations-Inzest", der dadurch entstünde, dass sich Finanzjournalisten und Investoren ständig in den gleichen Kreisen aufhielten. Als ob kostenpflichtige Investmentbulletins höherwertige Informationen wären als der in Zeitungen dargebotene Finanzklatsch! Konsequenter ist da Taleb, der den Investoren die Fähigkeit abspricht, aus dem Informationsrauschen das Signal, also das eigentlich Wichtige herauszufiltern.
Posner schreibt, man solle wichtige von unnützen Informationen trennen, indem man "die entscheidenden Katalysatoren für die Kursentwicklung einer Aktie" benennt. Taleb dagegen meint, dass wir gerade diese Katalysatoren gar nicht kennen können.
Ich habe bei der Lektüre des Abstracts den Eindruck erhalten, dass der Autor mit seiner Titelwahl bloss auf der Erfolgswelle von Talebs "Schwarzem Schwan" reiten möchte.
Das Problem an Schwarzen Schwänen ist ja nicht, dass man sich über ihre Eintretenswahrscheinlichkeit unsicher ist, sondern dass man sich solche Ereignisse im Voraus überhaupt gar nicht vorstellen kann.