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Dies Buch gehört dem König
Buch

Dies Buch gehört dem König

Berlin, 1843
Diese Ausgabe: dtv, 2008 подробнее...

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Literatur­klassiker

  • Politik
  • Romantik

Worum es geht

Mutter Goethe als politisches Sprachrohr

Dies Buch gehört dem König, das Buch, das die Widmung zum Titel macht, ist im Grunde ein offener Brief. Bettine von Arnim schreibt ihn an Friedrich Wilhelm IV., den neuen König von Preußen. Sie will ihm „die Wahrheit“ aufzeigen, vornehmlich über die sozialen Zustände in Preußen, und ihn zu gerechterem Handeln bewegen, indem sie an seinen „Genius“ appelliert. Das geht nur mithilfe einer raffinierten Konstruktion, die Fiktion und Wirklichkeit vermischt: Die aufrührerischen Worte legt die Autorin Catharina Elisabeth Goethe in den Mund, Goethes Mutter, die als Lehrmeisterin des Bürgermeisters und des Pfarrers – also der herrschenden Klasse – auftritt und ihnen gehörig den Kopf wäscht. Trotz vieler Wiederholungen und Abschweifungen fasziniert die eigenständige Mischung aus Dialog und Erzählung, aus poetischen Höhenflügen und harter sozialer Realität. Letztere kommt besonders im Anhang zur Geltung, in dem ein Schweizer Lehrer aus den Berliner Armenhäusern berichtet – die erste Sozialreportage der deutschen Literatur.

Zusammenfassung

Mutter Goethe bei Hof

Goethes Mutter, genannt die Frau Rat, schickt sich an einem Sommertag des Jahres 1807 an, mit einer Freundin ins Kirschenwäldchen zu fahren. Doch ein Gesandter der Königin von Preußen trifft ein, um eine Einladung zum Tee zu überbringen – für denselben Tag in Darmstadt. Frau Goethe hat kaum Zeit, sich zurechtzumachen, da kommt schon die königliche Kutsche, um sie in Frankfurt abzuholen. Die Königin empfängt Goethes Mutter mit großer Liebenswürdigkeit. Sie erscheint der Besucherin schön wie eine Göttin, und dann nimmt sie sogar die Kette vom Hals und legt sie ihr, der Frau Rat, um. Die vielen devoten und zugleich arroganten Beamten und Bediensteten, die den Hofstaat bilden, erscheinen ihr lächerlich und oberflächlich wie Wappentiere; menschlich kommen sie ihr nicht vor. Sie selbst wird von ihnen ebenfalls gemustert, als wäre sie ein Fabeltier. Die Frau Rat ist sich sicher, dass diese Hofchargen mit ihrer Dummheit und Dekadenz schädlichen Einfluss auf den Regenten haben. Für einen König ist es jedoch von Bedeutung, sich selbst treu zu bleiben; auch an den Vorgängern soll er sich nicht orientieren. Der Herrscher muss seinen...

Über den Autor

Bettine von Arnim wird am 4. April 1785 als Elisabeth Catharina Ludovica Magdalene Brentano in Frankfurt am Main geboren. Sie ist das siebte Kind aus der zweiten Ehe des Großkaufmanns Peter Anton Brentano mit Maximiliane von La Roche, die Goethe in jungen Jahren verehrt hatte. Bettines Großmutter ist die Schriftstellerin Sophie von La Roche, bei der sie nach dem frühen Tod der Mutter zeitweilig aufwächst. Familiäre Verbindungen eröffnen ihr früh Kontakte zu den Geistesgrößen ihrer Zeit. Sie lernt Tieck und Beethoven kennen, die Brüder Grimm, Karoline von Günderrode, Schleiermacher und viele andere. Besonders bemüht sie sich um den Kontakt zu Goethe, den sie sehr verehrt – zu sehr für seinen Geschmack, deshalb beantwortet er ihre Briefe zunächst nicht. So sucht und gewinnt sie 1806 die Freundschaft seiner Mutter, Catharina Elisabeth Goethe. Ein Jahr später besucht sie dann Goethe selbst in Weimar und nimmt mit ihm einen Briefwechsel auf, den sie nach seinem Tod in überarbeiteter Form unter dem Titel Goethes Briefwechsel mit einem Kinde (1835) veröffentlicht. Goethe bleibt jedoch immer ein wenig reserviert angesichts ihrer großen Schwärmerei, und als Bettine Goethes Frau Christiane in einem Streit 1811 als „wahnsinnige Blutwurst“ bezeichnet, bricht er jeden Kontakt zu ihr ab. Im selben Jahr heiratet sie Achim von Arnim, einen Dichterfreund ihres Bruders Clemens Brentano. Mit ihm bekommt sie sieben Kinder, denen sie die 20 Jahre ihrer Ehe widmet. Erst nachdem ihr Mann 1831 stirbt, widmet sie sich ihrer eigenen schriftstellerischen Tätigkeit und ihrem sozialen Engagement. Sie publiziert neben dem Goethe-Buch auch ihre Briefwechsel mit Karoline von Günderrode (Die Günderode, 1840) und ihrem Bruder (Clemens Brentanos Frühlingskranz, 1844) in stark überarbeiteter Form. Dies Buch gehört dem König (1843), ihr offener Brief an den König von Preußen, erhält 1852 durch Gespräche mit Dämonen eine Fortsetzung. 1854 erleidet Bettine von Arnim einen ersten Schlaganfall, 1856 einen zweiten, von dem sie sich nicht mehr erholt. Am 20. Januar 1859 stirbt sie in Berlin. Ihr Porträt wird später auf dem Fünfmarkschein abgebildet.


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