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Theorie der feinen Leute
Buch

Theorie der feinen Leute

Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen

New York, 1899
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2007 подробнее...

Literatur­klassiker

  • Soziologie
  • Moderne

Worum es geht

Reich und faul

Soziologisches Sachbuch, beißende Gesellschaftssatire oder einfach nur die sonderbaren Gedankenergüsse eines verbitterten Eigenbrötlers? Lange Zeit war sich die Kritik nicht einig, was Thorstein Veblens Theorie der feinen Leute nun eigentlich darstellen soll. Sicher ist, dass das Buch ein Erfolg war: Als Satire fand es zahlreiche amüsierte Leser, als soziologische Untersuchung hatte es großen Einfluss auf die Wissenschaft. Veblens Ausführungen sind zum großen Teil zeitbezogen; der offen zur Schau getragene Müßiggang, wie der Autor ihn um 1900 beobachtete, ist heute eher verpönt. Unter dem Deckmantel des ökonomischen Aktivismus aber lebt die Kaste der Nichts- und Wichtigtuer fröhlich weiter, und deshalb lohnt sich die Lektüre dieses ungewöhnlichen Buches auch noch nach hundert Jahren. Die bissige, polemische Darstellung bereitet so viel Vergnügen wie damals, und auch wenn sich vieles geändert hat, kommen einem manche Typen, die Veblen aufs Korn nimmt, erstaunlich bekannt vor.

Zusammenfassung

Die müßige Klasse

Die Vorstellung, dass sich eine Gesellschaft aus verschiedenen Klassen unterschiedlicher Ränge zusammensetzt, ist historisch gewachsen. Sehr primitive Gesellschaften unterscheiden nicht nach Klassen. Diese bilden sich erst dann aus, wenn eine Gesellschaft den Krieg und die Jagd kennt, wenn sie also räuberisch ist. Die vornehmste Klasse einer solchen Gesellschaft formt sich zunächst einmal aus den erfolgreichsten Kriegern, weil diese in der Gruppe einen besonderen Rang einnehmen. Das heißt also, je brutaler jemand mit seinen Gegnern umgeht und je gerissener er ist, umso höher ist seine Stellung in der Gesellschaft. Hinter ihnen rangieren die Priester in der archaischen Hierarchie. Zusammen bilden sie die Oberschicht, die müßige Klasse der Gesellschaft.

Auch heute noch gibt es die müßige Klasse. Müßig deshalb, weil sie keiner produktiven Tätigkeit nachgeht. Sie beschäftigt sich stattdessen mit unproduktiven Dingen wie Krieg, Politik, Religion und Sport. Andere, produktivere Arbeiten werden als minderwertig angesehen und dem gemeinen Volk überlassen. Ein wichtiges Kennzeichen der müßigen Klasse ist ihr Reichtum. Wer zur Oberschicht gehört, verfügt über...

Über den Autor

Thorstein Veblen wird am 30. Juli 1857 in Cato geboren, einem kleinen Ort in Wisconsin in den USA, in dem nur norwegische Einwanderer leben; auch Veblens Eltern sind einige Jahre zuvor aus Norwegen gekommen. Sie haben insgesamt zwölf Kinder und bringen es als Farmer durch harte Arbeit zu einigem Wohlstand. Thorstein wächst mit der norwegischen Sprache und Kultur auf, Englisch lernt er erst in der Schule. 1881 beginnt er ein Studium der Philosophie und Ökonomie, das er drei Jahre später mit dem Doctor of Philosophy abschließt. Danach arbeitet er erst einmal nicht, sondern zieht sich auf den Hof seiner Eltern zurück, kuriert eine Krankheit aus und betreibt private Studien. Nach seiner Hochzeit 1888 lebt er auf einer Farm der Schwiegereltern. Erst 1891, sieben Jahre nach Studienabschluss, kehrt Veblen an die Universität zurück. Ab 1892 ist er Professor für Ökonomie an der Universität Chicago. 1899 erscheint sein bekanntestes Werk, Theory of the Leisure Class (Theorie der feinen Leute). Doch Veblen ist kein erfolgreicher Hochschullehrer. Seine Theorien sind eigenwillig, er gilt als Eigenbrötler und als ungeschickt im Umgang mit anderen Menschen. Als dann noch bekannt wird, dass er außereheliche Beziehungen unterhält, muss er die Universität verlassen. Ab 1906 lehrt er in Stanford. Auch hier bleibt er nur wenige Jahre, schon 1911 wechselt er zur Universität von Missouri und lässt sich bald darauf scheiden.1914 heiratet Veblen ein zweites Mal. 1918 gibt er die Stelle als Hochschullehrer ganz auf, betätigt sich als Publizist und ist einer der Mitbegründer der New School for Social Research in New York. Veblen bezeichnet sich nie offiziell als Kommunist, doch er sympathisiert mit dem Kommunismus und plant eine Reise in die Sowjetunion, die allerdings nie zustande kommt. 1927 zieht er sich endgültig aufs Land zurück und lebt in einer Holzhütte in Kalifornien bis zu seinem Tod am 3. August 1929.


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