De rerum natura
Welt aus Atomen
- Lehrgedicht
- Römische Antike
Worum es geht
Der Vordenker der modernen Naturwissenschaft
Evolutionstheorie, Atomphysik, Genetik, Astrophysik – erstaunlich viele Themen, die in der westlichen Naturwissenschaft in den letzten 200 Jahren aufkamen, wurden schon vor 2000 Jahren von Lukrez angesprochen. Unweigerlich drängt sich bei der Lektüre von De rerum natura die Frage auf, wie weit die Naturwissenschaft heute wohl sein könnte, wenn nicht 1500 Jahre lang der Fortschritt vor allem durch die katholische Kirche eingeschränkt worden wäre. Erstaunlich modern ist auch die Methode, die in dem Werk vorgestellt wird: Ausgehend von genauer Naturbeobachtung werden Hypothesen aufgestellt und anhand der vorhandenen Daten geprüft und angepasst. Es ist nur schwer vorstellbar, dass noch viele Hundert Jahre nach Lukrez in der Scholastik Thesen nur aufgrund ihrer Übereinstimmung mit den Werken von Aristoteles für richtig oder falsch erklärt wurden. Auch wenn die Form des Lehrgedichts heute auf den einen oder anderen Leser abschreckend wirken mag – der Aufwand lohnt sich. Lukrez’ Darstellung der Atomlehre begeistert mit erstaunlichen Schlussfolgerungen, einleuchtenden Lebensweisheiten und mitreißender Sprache.
Zusammenfassung
Über den Autor
Lukrez, eigentlich Titus Lucretius Carus, wird vermutlich zwischen 99 und 94 v. Chr. geboren. Über das Leben des römischen Dichters und Philosophen liegen nur wenig verlässliche Informationen vor. Der Großteil muss aus späteren Quellen und zum Teil aus seinem Werk erschlossen werden. Eine kurze Darstellung von Lukrez’ Leben geht auf den Kirchenvater Hieronymus zurück, dessen Aussagen jedoch umstritten sind. Laut Hieronymus litt Lukrez an einer Geisteskrankheit. Womöglich wurde dieses Gerücht verbreitet, um die von Lukrez vertretene Lehre in Verruf zu bringen. Lukrez soll zahlreiche Bücher geschrieben haben, die laut Hieronymus von Cicero herausgegeben wurden. Heute liegt uns nur eines seiner Werke vor: De rerum natura. Das Werk wird in einem zeitgenössischen Brief von Cicero erwähnt und gelobt – dieses Schriftstück gilt heute als die einzige zuverlässige Quelle zu Lukrez’ Leben und Werk. Als erklärter Anhänger des griechischen Philosophen Epikur will Lukrez dessen Atomlehre in einem Lehrgedicht verkünden. Damit setzt er sich zugleich über die Anweisung Epikurs, der Philosoph solle nicht dichten, hinweg. Als Angehöriger der Oberschicht besitzt er genug, um sein Leben ganz in den Dienst der Philosophie zu stellen. Lukrez lebt in einer hochpolitischen Zeit, hält sich aus den Machtkämpfen in Rom jedoch heraus. In der Blütezeit der Rhetorik ist der dichtende Naturphilosoph ein Außenseiter – wohl auch deshalb finden sich nur wenige Bemerkungen zu ihm. Lukrez stirbt zwischen 55 und 53 v. Chr., vermutlich im Alter von rund 45 Jahren.
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