Mrs Dalloway
- Roman
- Moderne
Worum es geht
Das Leben einer Frau an einem Tag
Die beiden Haupthandlungen in Mrs Dalloway lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Eine feine Londoner Dame bereitet eine Abendgesellschaft vor und ein seelisch zerbrochener Kriegsveteran begeht Selbstmord. Unter der Oberfläche der Alltagswelt liegt die eigentliche, subjektive Wirklichkeit verborgen, die sich in den Gedanken und Erinnerungen der Romanfiguren ausdrückt. Die Autorin verwendet die Technik des Bewusstseinsstroms (Stream of Consciousness), um ihre Leser an dieser inneren Wirklichkeit teilhaben zu lassen. Letztendlich bleiben die Menschen in dem Korsett ihres eigenen Bewusstseins gefangen. In ihrem Tagebuch notierte Virginia Woolf 1923, dass sie noch nie so tief in ihre eigene Seele vorgedrungen sei wie beim Verfassen dieses Romans. Man kann angesichts des oft abgehackten, atemlosen Erzählstils und der surrealen Sprachbilder nur ahnen, wie es im Innern der manisch-depressiven Autorin ausgesehen haben mag. Auch wenn das Buch inhaltlich manchmal schwer zugänglich ist, beeindrucken doch vor allem die Poesie und der Rhythmus der Sprache. Mrs Dalloway lässt den Leser trotz aller Schwermut mit der Gewissheit zurück, dass das Leben nicht so banal ist, wie es manchmal erscheint.
Zusammenfassung
Über die Autorin
Virginia Woolf wird am 25. Januar 1882 in London als Adeline Virginia Stephen geboren. Die junge Virginia besucht keine Schule, sondern wird zu Hause von ihrem Vater unterrichtet und hat Zugang zu dessen umfangreicher Bibliothek. In dieser Zeit reift in ihr der Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Doch zunächst führen einige Todesfälle in ihrer Familie dazu, dass Virginia mehrere Nervenzusammenbrüche erleidet: Als sie 13 ist, stirbt die Mutter, zwei Jahre darauf die Halbschwester und neun Jahre später der Vater. 1906 stirbt ihr ältester Bruder Thoby an Typhus. Virginia bleibt im von Thoby gegründeten Bloomsbury-Zirkel aktiv und beginnt, Kritiken für Zeitschriften und Zeitungen zu schreiben. Nachdem der Schriftsteller Leonard Woolf ihr Anfang 1912 einen Heiratsantrag gemacht hat, erkrankt sie erneut psychisch. Vier Monate später nimmt sie den Antrag an, versucht aber schon kurz nach der Heirat, sich das Leben zu nehmen. Ihre Ehe beschreibt sie dennoch als glücklich. Leonard erweist sich als intellektuell ebenbürtiger, rücksichtsvoller Ehemann, der für ihre gelegentlichen Affären mit Frauen Verständnis aufbringt. 1915 erscheint Woolfs erster Roman Die Fahrt hinaus (The Voyage Out). Zwei Jahre später gründet das Ehepaar einen eigenen Verlag, Hogarth Press. Woolf verabschiedet sich ganz von konventionellen literarischen Formen und experimentiert in Jacobs Zimmer (Jacob’s Room, 1922) und Mrs Dalloway (1925) mit der Technik des inneren Monologs. Den humorvollen Roman Orlando von 1928 widmet sie ihrer Geliebten Vita Sackville-West. Der 1929 erschienene Aufsatz Ein eigenes Zimmer (A Room of One’s Own), in dem sie sich mit den Arbeitsverhältnissen von Schriftstellerinnen beschäftigt, wird später zu einem Klassiker der Frauenbewegung. Trotz immer wiederkehrender schwerer Depressionen arbeitet sie weiter an ihrem umfangreichen Werk. Am 28. März 1941 ertränkt sie sich im Fluss Ouse in Sussex. In ihrem Abschiedsbrief an Leonard schreibt sie: „Alles, außer der Gewissheit deiner Güte, hat mich verlassen. Ich kann dein Leben nicht länger ruinieren. Ich glaube nicht, dass zwei Menschen glücklicher hätten sein können, als wir gewesen sind.“
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