Das Risikoparadox
Warum wir uns vor dem Falschen fürchten
Rezension
Risikoforscher Ortwin Renn hält den Deutschen den Spiegel vor. Er erhebt den Anspruch, sie zu risikomündigen Menschen zu erziehen, die nicht länger die Augen vor den wahren Gefahren verschließen. Er entlarvt missinterpretierte Statistiken, sensationslüsterne Medien und psychologische Mechanismen, die unsere Risikowahrnehmung verzerren. All das macht er mit hohem wissenschaftlichem Anspruch, realitätsnah und nachvollziehbar. Schade, dass er manche weitverbreiteten Ängste (etwa die vor dem Jobverlust) mit keinem Wort erwähnt. Erst auf den letzten 100 von 600 Seiten skizziert er seine Lösungsvorschläge. Dabei gleitet er leider etwas ins Idealistische, Abstrakte und Realitätsferne ab. Der informierte Leser kennt zu viele Beispiele von gescheiterten Wirtschaftsgipfeln und Klimakonferenzen, als dass er die breite Kluft zwischen akademischer Theorie und gelebter Politik nicht sehen würde. Positiv stechen Renns Anregungen an den Einzelnen heraus, sein Leben resilienter, sozial gerechter und qualitativ hochwertiger zu machen. Doch selbst die hat man anderswo schon aufrüttelnder und leichter umsetzbar gelesen. getAbstract empfiehlt das Augen öffnende Buch trotzdem allen, die sich medialer Panikmache und Stammtischargumenten entziehen wollen.
Zusammenfassung
Über den Autor
Ortwin Renn ist Professor für Technik und Umweltsoziologie an der Universität Stuttgart und Präsident der Internationalen Gesellschaft für Risikoanalyse (SRA). Seit 2013 gehört er dem Science and Technology Advisory Council von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso an.
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