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Die Uhrwerk-Orange
Buch

Die Uhrwerk-Orange

London, 1962
Diese Ausgabe: Klett-Cotta, 2004 more...

Literatur­klassiker

  • Fantastik
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Theologisch unterfütterte Gewaltorgie

In Die Uhrwerk-Orange zeigt Burgess den Menschen von seiner schlechtesten Seite. Prügeln, randalieren, vergewaltigen – das ist so ziemlich das Einzige, worauf Alex und seine Freunde Lust haben. Doch die Gegenseite, die bürgerliche Gesellschaft, kommt auch nicht viel besser weg; sie ist von Egoismus, Machtgier und Bigotterie getrieben. Allein Alex’ Leidenschaft für klassische Musik deutet an, dass im Menschenbild seines Schöpfers auch Platz für Schönheit ist. Seine Begeisterung dafür erscheint wie eine göttliche Gnade. In diesem Motiv steckt, kunstvoll verborgen, die Position des frühchristlichen Philosophen Augustinus: Die Erbsünde bestimmt den Menschen dazu, verdorben zu sein. Von Natur aus schlecht, kann nur die Gnade Gottes ihn erlösen. Die Gegenposition wird im Buch von einem liberalen Schriftsteller vertreten, der nicht Alex für seine Taten verantwortlich macht, sondern die Gesellschaft. Die theologische Dimension des Werks erschließt sich einem weniger christlich orientierten Leser nur bedingt. Ihm bleibt Burgess’ vitale, farbenreiche Sprache, die das etwas vereinfachende Schwarz-Weiß seines theologischen Denkens wettmacht.

Take-aways

  • Der Zukunftsroman Die Uhrwerk-Orange ist das berühmteste Werk des britischen Schriftstellers Anthony Burgess.
  • Inhalt: Der sadistische Alex erzählt von den Grausamkeiten, die er und seine Bande an ihren Mitmenschen verüben. Er landet im Knast und wird einer Gehirnwäsche unterzogen, die ihm die Lust an Mord und Vergewaltigung austreiben soll. Geheilt und wieder auf freiem Fuß wird er von der Rache seiner früheren Opfer ereilt und fast getötet. Schließlich entscheidet er sich für eine bürgerliche Existenz.
  • Alex bedient sich für seine Geschichte oft des „Nadsats“, einer von Burgess konstruierten Fantasiesprache mit größtenteils russischen Wurzeln.

Über den Autor

Anthony Burgess wird am 25. Februar 1917 in Manchester geboren. Das Milieu seiner Kindheit ist vorwiegend katholisch, proletarisch und von Härte und Lieblosigkeit geprägt. Burgess fühlt sich zur Literatur und besonders zur Musik hingezogen. Er schreibt Gedichte, spielt Klavier und komponiert mit großem Ehrgeiz Symphonien. 1940, nach Abschluss seines Studiums der englischen Literatur, wird er eingezogen. Zunächst tingelt er als Teil einer Armeekapelle durch britische Kasernen, später wird er nach Gibraltar versetzt, wo er Armeeangehörige in Zivilkunde und verschiedenen Sprachen unterrichtet. Auch nach dem Krieg bleibt er dem Lehrerberuf treu. Nebenher verfolgt er seine musikalischen und literarischen Ambitionen. Im Dienst des British Colonial Service tritt Burgess 1954 einen Posten als Collegedozent in Malaya an. Die exotische Umgebung liefert ihm reichlich Material für seine Geschichten. 1956 wird sein erster Roman Time for a Tiger veröffentlicht. Während es beruflich gut läuft, gibt es privat Probleme: Burgess’ Ehe wird vom Alkoholismus und zahllosen Affären seiner Frau überschattet. Seine Gesundheit leidet unter dem massiven Zigaretten- und Ginkonsum. 1959 bricht der exzentrische Lehrer, der inzwischen in Brunei arbeitet, vor den Augen seiner Klasse zusammen. Die Ärzte diagnostizieren einen inoperablen Hirntumor und geben Burgess noch ein Jahr zu leben. Er kehrt nach England zurück und widmet sich von nun an ganz dem Schreiben. Nach Ablauf des Jahres ist er noch am Leben, es geht ihm sogar besser denn je: Mit nahezu übermenschlicher Schaffenskraft produziert er ein Werk nach dem anderen, darunter 1962 seinen größten Erfolg A Clockwork Orange (Die Uhrwerk-Orange). Burgess tut sich in fast allen literarischen Genres hervor und ist sich auch für journalistische Arbeit nicht zu schade. Nach dem Tod seiner Frau heiratet er 1968 seine langjährige Geliebte, mit der er an wechselnden Orten in Europa lebt. Er stirbt am 25. November 1993 in London.


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    A. vor 1 Jahrzehnt
    Der amerikanische Verleger hatte schon recht, als er «A Clockwork Orange» ohne das 21. und letzte Kapitel veröffentlichte. Die amerikanische Version endet damit, dass Alex sich eine neue Gang organisiert und praktisch alles wieder von vorne beginnt – gelernt hat Alex nichts, die Gehirnwäsche hat jedoch ihre Wirkung verfehlt und Alex ist wieder der Alte. In der englischen Originalversion mit dem 21. Kapitel hingegen endet Alex als völlig verspiesserter Familienvater. Die Gehirnwäsche hat ihren Zweck erfüllt. Oder wie es die Toten Hosen mit dem Refrain schön auf den Punkt bringen:
    * Hey, bye bye Alex!
    * Nur noch ein Clown,
    * traurig anzuschaun
    Fazit: Wer keinen Kitsch mag, soll das letzte Kapitel einfach weglassen.