An Versuchen, den Erfolg von Donald Trump zu erklären, mangelt es nicht. Hierzulande eher unterbelichtet ist die Rolle der religiösen Rechten. Kenntnisreich führt die Autorin aus, wie die Bewegung entstanden ist und die USA prägt. Dabei gewährt sie spannende Einblicke in eine Welt streng konservativen, nationalistischen Denkens, die den meisten Europäern fremd sein dürfte. Eindringlich warnt sie vor einer Übernahme der USA durch christliche Fanatiker und dem damit einhergehenden Ende der Demokratie. Ein beängstigendes, aber höchst lesenswertes Buch.
Die religiöse Rechte in den USA hat ihre Macht über Jahre systematisch ausgebaut.
Die religiöse Rechte in den USA ist eine mächtige Bewegung geworden. Beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 war sie an vorderster Front dabei – neben radikalen Nationalisten und Rassisten. Sie hat maßgeblich zum Sieg Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016 beigetragen. Sie ist in der republikanischen Partei stark präsent und nahezu synonym mit dieser geworden. Auch in der Justiz besetzt sie mehr und mehr Posten. Und sie hat eine hocheffiziente, landesweite Infrastruktur aus Organisationen, Lobbygruppen und Medienimperien aufgebaut.
Die religiöse Rechte kämpft gegen das Recht auf Abtreibung und für traditionelle Geschlechterrollen, lehnt Homosexualität ab, denkt nationalistisch, befürwortet ein uneingeschränktes Recht auf Waffenbesitz, will den Staat möglichst eindämmen und eine Vorherrschaft der Weißen – genauer: der christlichen Weißen – herbeiführen. Sie will die USA, wie sie sagt, „für Gott“ zurückgewinnen: Christliche und amerikanische Identität sind für sie untrennbar verbunden.
Die Bewegung ist nicht neu, sie entstand in den 1960er-Jahren...
Annika Brockschmidt ist freie Journalistin, Autorin und Podcasterin. Sie arbeitet unter anderem für das ZDF, den Tagesspiegel und Zeit Online.
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