Die Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007 hat John Maynard Keynes’ Ideen ein Comeback verschafft. Keynes-Biograf Robert Skidelsky stellt in seinem vielseitigen und umfassenden Werk die aktuelle Krise und die Versuche, sie zu bewältigen, den Lehren des Ökonomen gegenüber. Dafür beleuchtet er die verschiedensten Aspekte: sowohl Keynes’ Lebensweg und den Einfluss seiner Lehre als auch die ökonomischen Theorien vor und nach Keynes. Die frohe Botschaft, dass Keynes lebt, wird allerdings etwas überstrapaziert. Zwar verschweigt der Autor nicht die Schwächen des Meisters. Im Vergleich mit seinen Nachfolgern, die offenbar nichts als Unsinn – und die aktuelle Krise – verzapft haben, lässt Skidelsky ihn jedoch glänzend dastehen. getAbstract empfiehlt das detailreiche Buch allen ökonomisch bewanderten Lesern.
Der Weg in die Krise
Lange Zeit floss zu viel Geld in den US-Immobilienmarkt. Selbst so genannte Ninjas – Menschen ohne Einkommen, Arbeit und Vermögen („no income, no job, no assets“) – erhielten Kredite für den Hauskauf. Die US-Regierung unter Bill Clinton hatte staatlich geförderte Institute wie Fannie Mae regelrecht dazu ermutigt. Die Spirale aus steigenden Häuserpreisen und sinkenden Kreditkosten kumulierte, angeheizt durch Finanzinnovationen wie die Verbriefung von Forderungen, im Jahr 2005; die Verluste der Banken auf dem Subprime-Markt waren in den Folgejahren verheerend. Nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 stand die Wirtschaft kurz vor dem Kollaps: Milliarden von Dollars wurden innerhalb kurzer Zeit aus dem US-Geldmarkt abgezogen. Indem Regierung und US-Zentralbank Fed beherzt eingriffen und Garantien aussprachen, bewahrten sie das Finanzsystem vor dem Totalversagen. Diese Eingriffe verhinderten allerdings nicht, dass die Krise immer weitere Kreise zog: Die Rohstoffpreise, die Aktienkurse und die Konjunktur brachen nacheinander ein. Es kam zu drastischen Zinssenkungen, dennoch liehen sich die Menschen kein weiteres Geld ...
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