Dank Andrew Ross Sorkin braucht man weder ein Vorstandsvorsitzender einer US-Investmentbank noch ein US-Regierungsmitglied zu sein, um genau nachvollziehen zu können, wie die Finanz- und Wirtschaftskrise ihren Anfang nahm. Die Ereignisse zwischen März und Oktober 2008 beschreibt der New York Times-Journalist detailliert und fesselnd und gibt dem Leser so den Eindruck, er sei selbst dabei gewesen, als die mächtigsten CEOs der Wall Street um das Überleben ihrer Firmen kämpften. Sorkin beschreibt die wichtigen Entscheidungen, persönlichen Befindlichkeiten und Fehden der Wall-Street-Bosse, verzichtet dabei aber weitgehend darauf, selbst Stellung zu beziehen. getAbstract empfiehlt das Buch allen Investoren, Wirtschaftsstudenten, Managern und Politikern.
März 2008
Richard S. Fuld, CEO von Lehman Brothers, saß gerade in seinem Gulfstream-Jet, als er von Finanzminister Hank Paulson einen Anruf mit einer schockierenden Nachricht erhielt: Bear Stearns, die fünftgrößte Investmentbank, stand kurz vor dem Bankrott und sollte für nur 2 $ pro Aktie an den Konkurrenten JP Morgan Chase verkauft werden. Fuld wusste: An Lehman würde dieses Finanz-Erdbeben nicht spurlos vorübergehen. Und tatsächlich eröffnete die Aktie 35 % im Minus. Die Agentur Moody’s blieb zwar bei ihrem Rating A1 für Lehmans langfristige Schuldverschreibungen, ging beim Ausblick aber von „positiv“ auf „stabil“ zurück. Große Marktteilnehmer wiesen ihre Händler an, vorerst keine neuen Geschäfte mit Lehman einzugehen. Der stets finster dreinblickende Fuld beteuerte, die Bank habe genügend Liquidität und es bestehe kein Grund zur Sorge. Wenige Tage später, am 17. März 2008, gab Lehman Brothers die Quartalszahlen bekannt; sie schienen Fulds Aussagen zu bestätigen und übertrafen die Erwartungen der Analysten. Während bei Lehman noch eitel Freude herrschte, wurden erste kritische Stimmen laut. Die Verbindlichkeiten seien falsch bewertet, die Gewinne daher mehr...
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