Es ist schon bemerkenswert, wie viele Techmilliardäre Loblieder auf das bedingungslose Grundeinkommen anstimmen und behaupten, die Mittel dafür würden bald wie Manna vom Himmel fallen. Ähnlich argumentierten die klunkerbehangenen Renaissance-Päpste, die ihren Schäfchen das Paradies im Himmel versprachen, während sie auf Erden prächtige Kathedralen bauten. Für die MIT-Forscher Daron Acemoglu und Simon Johnson ist klar: Gerechte, menschenfreundliche Innovation gibt es nur, wenn wir uns dafür einsetzen. Ihr Buch ist nüchterne Geschichtsanalyse und engagiertes Plädoyer zugleich.
Der aktuelle technische Fortschritt macht wenige reich und lässt viele zurück.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schien das Vertrauen in den technischen Fortschritt noch grenzenlos. Viele waren überzeugt, dass der Mensch die Natur schon bald vollständig beherrschen und Armut, Hunger und Krankheit in der Welt besiegen würde. In den Industrieländern gab es gute Gründe für diese Zuversicht. Vom Wohlstandszuwachs profitierten Arbeiterinnen ebenso wie Unternehmer und Manager, Ungelernte ebenso wie Akademikerinnen. Doch seit Mitte der 1970er-Jahre geht die Schere wieder auseinander. Der Fortschritt lässt viele Menschen zurück.
Einerseits waren die Voraussetzungen noch nie so gut wie heute, Wissen und Fortschritt zum Wohle aller einzusetzen. Andererseits war es noch nie so einfach für eine mächtige Elite, die Kontrolle über neue Technologien zu erlangen – mit der Folge, dass künstliche Intelligenz (KI) vor allem dazu genutzt wird, Menschen zu überwachen und ihre Arbeit zu automatisieren. Diese Entwicklung verschärft bestehende Ungleichheiten und untergräbt die Demokratie.
Gesellschaftliche Ignoranz ist die Kehrseite hochfliegender Visionen.
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