Urs Willmann ist sichtbar begeistert von seinem Thema – und obwohl sein Buch nicht als Ratgeber gedacht ist, wird der Leser nach der Lektüre den Widrigkeiten des Alltags, die ihm scheinbar als Stressoren begegnen, mit anderem Blick und vor allem mit anderen Strategien begegnen. Manchmal ist es etwas zu viel des Guten, wenn Willmann das Ergebnis seiner Recherchen lang und breit vor uns ausbreitet. Am besten zieht man aus der Fülle von Anekdoten, Berichten von Betroffenen und wissenschaftlichen Untersuchungen einfach die Erkenntnisse heraus, die man braucht. Und davon wird man viele finden, glaubt getAbstract – egal, ob man Kreativer, frisch Verliebter, Eventmanager eines Vergnügungsparks oder ganz einfach termingetriebener Chef ist.
Lust auf Stress?
Stress muss nichts Negatives sein. Oft ziehen wir aus Stress sogar einen gewissen Lustgewinn – etwa, wenn wir uns einen Thriller anschauen; wenn wir beim Achterbahnfahren den Sturz in den Abgrund genießen; wenn wir beim Sport an unsere Grenzen gehen. Vergnügen an wohldosierter Angst ist also durchaus Teil unseres Alltags; die sogenannte „Angstlust“ steckt in jedem von uns. Was uns dabei Lust verschafft, ist der Adrenalinkick, den wir durch den Angststress erleben.
Der Soziologe und Literaturwissenschaftler Thomas Anz vermutet, dass hinter jeder Angst letztlich die Angst vor dem Tod steckt und dass die Suche nach Angstlust daher ein Versuch ist, sich über den Tod zu erheben. Stress „bringt das Fundament der eigenen Selbstversicherung ins Wanken“, meint die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen, und schon Immanuel Kant hat darauf hingewiesen, dass Angst uns klein und verletzlich macht – und dass wir unseren Lustgewinn aus der Herausforderung ziehen, der wir uns zum Überwinden der Angst stellen müssen.
Von der Bedrohung zur Belohnung
Vom Gefühl der Unterlegenheit zum Gefühl der Allmacht ist es ein kleiner Schritt, wenn wir uns einer ...
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