Der Ansatz der Autorin überzeugt: Würden die Verfechter neuer Arbeitsmodelle nicht alles Bestehende infrage stellen, stünden die Beschäftigten New Work vielleicht offener gegenüber. Bei aller Sympathie für agile Arbeitsweisen ist es der pragmatische Blick auch aufs Bewährte, der das Buch wohltuend von ähnlicher Literatur unterscheidet. Ohne wissenschaftlichen Anspruch zu erheben, hinterfragt es modische Managementschlagworte und lenkt den Blick auf den Kontext. Von dem hängt es eben ab, ob dieser oder jener Trend in der Arbeitswelt wirklich einen Fortschritt darstellt.
Auch nach 40 Jahren ist New Work nicht in der Breite der Arbeitswelt angekommen.
New Work ist ein Megatrend. Dieser hat sich in der Coronapandemie noch beschleunigt. Doch das Konzept ist schon rund 40 Jahre alt. Sein Schöpfer, Frithjof Bergmann, diagnostizierte Anfang der 1980er-Jahre bei Arbeitern in Autofabriken der USA eine „Armut der Begierde“. Sie verrichteten ihre Arbeit eher teilnahmslos. Darauf antwortete Bergmann mit dem New-Work-Gedanken, der die Beschäftigten zur Sinnsuche anregen sollte. In „Neuen Zentren der Arbeit“ sollten sie herausfinden, was sie neben Lohnarbeit und Heimwerken am liebsten tun wollten. Organisationsberater übernahmen das Konzept und seine Methoden. Sie propagierten es gegenüber Unternehmen, die damit Erfahrungen sammelten.
Dieser bereits über mehrere Jahrzehnte laufende Prozess führt zu einer ernüchternden Erkenntnis: In der Breite der Wirtschaft ist New Work nicht angekommen. Stattdessen gibt es eine Spaltung der Arbeitswelt entlang der Linie Old Work und New Work. Das Schlagwort „New Work“ versammelt um sich eine begrenzte Zahl von Enthusiasten, vor allem unter selbstständigen Wissensarbeitenden, die sich mit Begeisterung der ständigen...
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