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Buddenbrooks
Buch

Buddenbrooks

Verfall einer Familie

Berlin, 1901
Diese Ausgabe: S. Fischer, 2002 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Vom Verfall der Familie Buddenbrook

Was ist so faszinierend daran, vier Generationen einer Lübecker Kaufmannsfamilie bei ihrem langsamen Untergang zuzusehen? Darüber sind sich die Literaturkritiker heute, mehr als 100 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen von Thomas Manns Familienroman Buddenbrooks, immer noch nicht einig. Einigkeit besteht aber darüber, dass Manns Erstling, für den sein Autor 28 Jahre später den Nobelpreis erhielt, den Leser gefangen nimmt: durch seine detaillierten Beschreibungen, durch seinen pointierten Humor, seine feine Ironie und eine schicksalhafte Handlung, bei der jede weitere Generation der Buddenbrooks dem unausweichlichen Verfall näher rückt. Die Männer der Familie leiden unter Unsicherheit und einer immer stärker hervortretenden Todessehnsucht, während die Frauen, allen voran die naive Tony, rastlos und vergeblich dem bürgerlichen Familienideal hinterherjagen. Mann beschreibt die „Buddenbrook’sche Krankheit“ als Dekadenz, die er allerdings nicht nur negativ zeichnet: Vom alten Johann bis zum jungen Hanno wird die Familie zwar immer lebensuntüchtiger – aber auch feinfühliger und dem Künstlerischen stärker zugeneigt. Nach anfänglich eher zögerlichem Absatz konnte sich das Buch rasch mehrere Millionen Male verkaufen, hat längst Schulbuchklassizität erreicht und wird sogar von manchen Kritikern als größter deutscher Roman überhaupt bezeichnet.

Take-aways

  • Ursprünglich nur als größere Novelle geplant, schrieb Thomas Mann mit den Buddenbrooks seinen ersten großen Roman.
  • Inhalt: Der alte Johann Buddenbrook übergibt seinem Sohn Jean das florierende Familienunternehmen. Nach dessen Tod übernimmt sein Sohn Thomas das Geschäft und führt es zunächst erfolgreich. Nach Jahren des Wartens kommt endlich Thomas’ ersehnter Stammhalter zur Welt. Doch der kleine Hanno ist kränklich und eher künstlerisch als geschäftlich interessiert. Mit dem Tod Thomas’ und Hannos, der an Typhus erkrankt, stirbt die männliche Linie der Buddenbrooks aus.
  • Zwei Motive sind für den Roman zentral: das Dekadenzmotiv und der Konflikt zwischen Bürgertum und Kunst, der sich vor allem zwischen Hanno und seinem Vater entzündet.

Über den Autor

Thomas Mann wird am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Er ist der zweite Sohn einer großbürgerlichen Kaufmannsfamilie, sein älterer Bruder Heinrich wird ebenfalls Schriftsteller. Thomas hasst die Schule und verlässt das Gymnasium ohne Abitur. Nach dem Tod des Vaters zieht die Familie 1894 nach München, dort arbeitet Mann kurzfristig als Volontär bei einer Feuerversicherung. Als er mit 21 Jahren volljährig ist und aus dem Erbe des Vaters genug Geld zum Leben erhält, beschließt er, freier Schriftsteller zu werden. Er reist mit Heinrich nach Italien, arbeitet in der Redaktion der Satirezeitschrift Simplicissimus und schreibt an seinem ersten Roman Buddenbrooks, der 1901 erscheint und ihn sofort berühmt macht. Der Literaturnobelpreis, den er 1929 erhält, beruht vor allem auf diesem ersten Buch – Mann, nicht uneitel, erwartet die Auszeichnung allerdings schon 1927. Trotz seiner homoerotischen Neigungen heiratet er 1905 die reiche Jüdin Katia Pringsheim. Sie haben sechs Kinder, darunter Klaus, Erika und Golo Mann, die ebenfalls als Schriftsteller bekannt werden. Weil Thomas den Ersten Weltkrieg zunächst befürwortet, kommt es zwischen ihm und seinem Bruder Heinrich zum Bruch, der mehrere Jahre andauert. 1912 erscheint die Novelle Der Tod in Venedig, 1924 der Roman Der Zauberberg. In den 1930er Jahren gerät er ins Visier der Nationalsozialisten, gegen die er sich in öffentlichen Reden ausspricht; seine Schriften werden verboten. Nach der Machtergreifung Hitlers kehrt er von einer Vortragsreise nicht mehr nach Deutschland zurück. Zunächst leben die Manns in der Schweiz, 1938 emigrieren sie in die USA, 1944 nimmt Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1947 erscheint Doktor Faustus, eine literarische Auseinandersetzung mit der Naziherrschaft. Nach dem Krieg besucht Thomas Mann Deutschland nur noch sporadisch; die von ihm vertretene Kollektivschuldthese verschafft ihm nicht nur Anhänger. Als die Manns 1952 nach Europa zurückkehren, gehen sie wieder in die Schweiz. Thomas Mann stirbt am 12. August 1955 in Zürich.


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