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Nathan der Weise
Buch

Nathan der Weise

Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen

Berlin, 1779
Diese Ausgabe: dtv, 2003 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Drama
  • Aufklärung

Worum es geht

Plädoyer für religiöse Toleranz

Die Frage wiegt schwer: Welche der drei großen Weltreligionen ist die beste; Christentum, Islam oder Judentum? Wer - von fundamentalistischen Eiferern abgesehen - könnte diese Frage beantworten, ohne in Argumentationsschwierigkeiten zu geraten? Der weise Jude Nathan in Lessings "dramatischem Gedicht" von 1779 weiß sich zu helfen: Er erzählt dem Sultan Saladin eine Geschichte, die als "Ringparabel" und als Plädoyer für Toleranz und moralisches Handeln bekannt geworden ist. In Lessings klassisch konstruiertem Fünf-Akt-Drama lösen sich die Konflikte am Schluss in eine wahre Umarmungsorgie auf. Nachdem der Christ die Jüdin heiraten will, aber nicht darf, entwirrt Lessing die Fäden mit der Enthüllung einer beispiellosen Familiengeschichte: So gut wie jeder ist mit jedem verwandt - die Großfamilie auf dem Theater will Vorbild sein für die "Menschheitsfamilie" in der Welt. Moralisches Handeln, Vernunft, Menschlichkeit und religiöse Toleranz sind die Eckpfeiler von Lessings Aufklärungsdrama, das schon seit Jahrhunderten und gerade heute wieder seine brennende Aktualität beweist.

Zusammenfassung

Engel oder Mensch?

Der jüdische Kaufmann Nathan kehrt von einer anstrengenden Handelsreise in seine Heimatstadt Jerusalem zurück. Hier erwartet ihn Daja, die Gesellschafterin seiner Tochter Recha, und offenbart ihm den Grund dafür, dass sie ihn früher nach Hause gerufen hat: Sein Haus hat gebrannt. Recha ist bei dem Brand beinahe ums Leben gekommen, doch sie wurde von einem Tempelritter vor dem Flammentod gerettet. Und genau dieser Ritter, der mit den Kreuzfahrern nach Jerusalem gekommen ist, um gegen die Muslime zu kämpfen, ist als Einziger kurz zuvor vom Sultan Saladin begnadigt worden, weil Saladin eine gewisse Ähnlichkeit des Ritters mit seinem verschollenen Bruder Assad festgestellt hat. Recha betrachtet den weiß gewandeten Tempelritter als ihren rettenden Engel - zumal er nach der Rettung verschwunden ist, ohne dass sie ihm danken konnte. Nathan hält von dieser kindlichen Schwärmerei wenig.

Die wahre Menschlichkeit

Daja soll versuchen, den Tempelherrn aufzutreiben. Denn ein Mensch, der Gutes tut, meint Nathan, sei doch noch viel mehr wert als ein Engel...

Über den Autor

Gotthold Ephraim Lessing wird am 22. Januar 1729 als Sohn eines Pfarrers im sächsischen Kamenz geboren. Er studiert Theologie, Medizin und Philosophie in Leipzig und Wittenberg. Bereits in seiner Jugend verfasst er Dramen: Sein erstes Stück Der junge Gelehrte wird 1748 uraufgeführt. Von 1748 bis 1755 ist er Mitarbeiter der Berlinischen Privilegierten Zeitung. Er entscheidet sich dafür, freier Schriftsteller zu werden. In Wittenberg beendet Lessing sein Studium mit der Magisterwürde, danach betätigt er sich in Berlin als Theater- und Literaturkritiker. Es entstehen mehrere Dramen, darunter die Lustspiele Der Freigeist und Die Juden (beide 1749) sowie das erste bürgerliche Trauerspiel Miss Sara Sampson (1755). Von 1755 bis 1758 lebt Lessing wieder in Leipzig. Zusammen mit Johann Gottfried Winkler macht er sich zu einer Bildungsreise durch Europa auf, die jedoch bei Beginn des Siebenjährigen Krieges abgebrochen werden muss. 1758 kehrt Lessing nach Berlin zurück und gründet dort 1759 zusammen mit dem Philosophen Moses Mendelssohn und dem Schriftsteller Friedrich Nicolai die Zeitschrift Briefe, die neueste Literatur betreffend. Lessing selbst veröffentlicht darin mehrere Essays, in denen er u. a. den französischen Klassizismus kritisiert und William Shakespeare als Vorbild für deutsche Dramatiker hervorhebt. Von 1760 bis 1765 fungiert er als Sekretär des Generals Tauentzien in Breslau. 1767 erscheint das Erfolgsstück Minna von Barnhelm. Im gleichen Jahr folgt Lessing der Einladung, als Dramaturg am Deutschen Nationaltheater in Hamburg zu arbeiten. Hier verfasst er sein Grundsatzwerk der Schauspielkunst, die Hamburgische Dramaturgie. Doch bereits ein Jahr später scheitert das Projekt Nationaltheater. Ab 1770 ist Lessing Bibliothekar der herzoglichen Bibliothek in Braunschweig. Es erscheinen seine Dramen Emilia Galotti (1772) und Nathan der Weise (1779). 1776 heiratet er Eva König. Ihr gemeinsames Kind wird an Weihnachten 1777 geboren, stirbt aber schon einen Tag später; die Mutter folgt ihm wenige Tage später nach. Am 15. Februar 1781 stirbt Lessing in Braunschweig.


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